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Martin Höpfel erklärt euch wie die Trennung der Wasserschichten entsteht und wo für uns Angler die interessanten Bereiche liegen.
Könnt ihr das Wissen um die Entstehung der Sprungschicht zu eurem Vorteil nutzen, fangt ihr im Sommer mehr Fische.

Die Sprungschicht in einem Gewässer ist für viele von uns Anglern zumeist noch ein kleines Mysterium. Wer von euch allerdings im Sommer ein wenig genauer darauf achtet, kann deutlich mehr Fische fangen. In diesem Beitrag möchte ich euch die Grundlagen über die Entstehung der Sprungschicht vermitteln und erläutern, wie ihr dieses Wissen beim Angeln zu eurem Vorteil nutzen könnt.

Im Sommer bildet sich zwischen warmem Oberflächenwasser und kaltem Tiefenwasser eine Trennschicht die ein Vermischen beider Schichten verhindert.

Die Trennschicht

Die Sprungschicht ist ein reines Sommerspektakel in See- bzw. Stillgewässern. Im Fluss bspw. wird es durch die ständige Umwälzung des Wassers niemals eine Sprungschicht geben. Die Sprungschicht entsteht nämlich dann, wenn sich das Oberflächenwasser stark erwärmt und sich durch bestimmte chemisch-molekulare Prozesse, kaltes Tiefenwasser nicht mehr mit dem darüber liegenden Wasser vermischen kann. Dann entsteht eine Trennschicht, die Sprungschicht. Sie bildet sich im Laufe des Sommers und teilt das Wasser in eine warme sauerstoff- sowie nährstoffreichere Schicht (Oberflächendeckschicht) und eine kalte, sowie mitunter sehr sauerstoffarme Schicht (Tiefenschicht).

Sobald im Herbst die Temperaturen fallen und Wind und Strömung das Wasser durchmischen, verschwindet die Sprungschicht wieder.

Im Herbst verschwunden

Im Winter bzw. im späten Herbst verschwindet die Sprungschicht wieder. Durch starken Wind und abkühlendes Oberflächenwasser gibt es dann keinen gravierenden Temperaturunterschied und dementsprechend auch keine Trennschicht mehr.

Durch die Dichtezunahme des Wassers werden Schwebeteilchen gebunden, welche wir dann auf dem Echolot gut erkennen können, wenn wir die Sensibilität des Gerätes hochschrauben.

Die Dichtezunahme

Die Sprungschicht entsteht, sehr vereinfacht gesagt, durch eine gravierende Dichtezunahme bei einer bestimmten Tiefe bzw. Temperatur. In ihr bleiben dann Schwebteilchen wie z.B. Plankton oder Algensedimente hängen. Sie besitzt dann dort eine milchig verschwommene Farbe. Diese Schicht kann man mit dem Echolot sehr gut erkennen und kann sie so für uns Angler gut sichtbar machen.

In flacheren Gewässerteilen reicht die Sprungschicht häufig bis auf den Gewässerboden. Hier werden wir keine Tiefenschicht erkennen können.

Wie Tief?

In welcher Tiefe sich letzten Endes die Sprungschicht befindet, ist tatsächlich von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich. Man kann aber sagen, dass ab 3,0 m Wassertiefe Sprungschichten entstehen können. In flacheren Seen wird es kaum eine sichtbare Tiefenschicht geben, weil dann die dichtere Sprungschicht in der Regel bis zum Gewässerboden reicht. In tiefen großen Naturseen kann die Sprungschicht bis zu 18 m tief absinken. In den von mir beangelten Seen ist sie dann aber meistens so ca. 2,0 – 6,0 m dick, bevor dann die Tiefenschicht beginnt.

Im Sommer wird unterhalb der Sprungschicht der Sauerstoff im Wasser sehr knapp. Aber auch hierbei verhalten sich verschiedene Gewässertypen unterschiedlich zueinander.

Sauerstoff wird knapp

Um was geht es uns Anglern eigentlich? Um den im Wasser gelösten Sauerstoff, denn dieser kann im Sommer unterhalb der Sprungschicht schon mal recht knapp werden. Das Problem ist die fehlende Durchmischung des Wassers durch Wind und Strömung und die fehlende Photosynthese der Pflanzen unterhalb der Sprungschicht. Man sollte aber mindestens zwei Stillgewässertypen unterscheiden.

In trüben nährstoffreichen Gewässern wird der Bereich unterhalb der Sprungschicht sehr schnell lebensfeindlich.

Gewässer Typ 1

Nährstoffreiche und damit eher trübe Seen, ohne Lichteinfall in tiefere Schichten, haben schnell das Problem, dass unterhalb der Sprungschicht absolut kein Sauerstoff mehr zu finden ist oder produziert werden kann. Eher das Gegenteil ist der Fall. Nämlich dann, wenn Pflanzen oder organisches Material zu Boden sinken, werden hier Fäulnisprozesse aktiviert. Der letzte verbliebene Sauerstoff wird dabei restlos verbraucht und ein Sauerstoffmangel tritt auf. Damit ist dieser Bereich schnell lebensfeindlich für unsere Fische und alle anderen Wasserlebewesen.

In großen klaren Seen, kann es vorkommen, dass Wasserpflanzen unterhalb der Sprungschicht durch einfallendes Licht eine Photosynthese aufrecht erhalten können und Sauerstoff produzieren.

Gewässer Typ 2

Die anderen Gewässertypen sind sehr klare Gewässer. Große tiefe Naturseen, Baggerseen oder Voralpenseen sind Beispiele für solche Gewässer. Sollte es hier unterhalb der Sprungschicht noch Wasserpflanzenbewuchs geben, ist zusammen dort mit Licht eine Photosynthese und damit Sauerstoffproduktion möglich. Aber auch dort wird es in der Hochphase, spätestens zum Ende des Sommers, zu einer Sauerstoffarmut kommen.

Fakt ist - Fische brauchen Sauerstoff! Daher angle ich spätestens ab Juli nur noch oberhalb der Sprungschicht.

Nicht unter der Sprungschicht

So, genug Theorie! Was können wir daraus ableiten? Unsere Fische brauchen Sauerstoff zum Leben. Sie werden sich also nicht absichtlich einem Mangel aussetzen. Angeln sollten wir also selbst in klaren Gewässern, spätestens im Juli, nicht mehr unterhalb der Sprungschicht.

Hin und wieder nutzen große Lauerräuber wie Hechte die trübe Sprungschicht als Deckung, um aus ihr heraus ihre Beute zu jagen.

Aus der Deckung

Das gesamte Raubfischvorkommen, egal ob Zander, Barsche, Hechte oder Salmoniden, alle werden sich jetzt oberhalb der Sprungschicht aufhalten. Es kann höchstens vorkommen, dass die Raubfische die partikelreiche Sprungschicht dazu nutzen, um aus dieser Deckung heraus zu jagen.
Sie greifen dann gern über ihnen stehende Weißfischschwärme an.

Ich suche im Sommer gezielt große Weißfischschwärme, die oberhalb der Sprungschicht als Wolke auf meinem Echolot abgebildet werden.

Sucht die Wolken

Fazit, ich biete im Sommer meine Köder ausschließlich über der Sprungschicht an. Optimieren könnt ihr euere Chancen noch, indem ihr in der Nähe von Weißfischschwärmen fischt. Oft stehen die Raubfische nicht weit entfernt von diesen Wolken.

Seit dem ich mich im Sommer an der Sprungschicht orientiere und gezielt Strukturen oberhalb von ihr befische, bin ich deutlich erfolgreicher.

Auch ich habe früher oft im dunklen gefischt. Beispielsweise Barschberge, die im Herbst wunderbare Fische gebracht haben, waren im Sommer wie tot. Später, als ich anfing darauf zu achten, merkte ich, sie lagen im Sommer unterhalb der Sprungschicht und somit im fischleeren Raum. Heute suche ich dann ausschließlich Strukturen die oberhalb der Sprungschicht liegen und bin damit deutlich erfolgreicher. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Unterwassergeschehnisse geben, der euch dabei hilft, den einen oder anderen Fisch mehr ans Band zu bekommen.

Viel Erfolg, euer Martin Höpfel

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